Erfolgreichster Ruderverein Österreichs

Der Erste Wiener Ruderclub LIA wurde 1863 gegründet und ist damit der älteste Körpersport treibende Verein Österreichs. ...

VIENNA NIGHTROW

Aktuelles

Dienstag, 6. November 2018

6.11.2018 LIA Trainerlegende Horst Bartholovitsch verstorben

Nachruf von Raimund Haberl


ERINNERUNGEN AN HORST BARTHOLOVITSCH                                  von Raimund Haberl

Ende Oktober erreichte uns völlig überraschend und unerwartet die traurig-schockierende Nachricht vom Tod unseres Horst Bartholovitsch. Er war 74 Jahre alt und ein höchst verdientes und angesehenes LIA-Mitglied.

Seine Rudergeschichte hat als Jugendlicher bei der ELLIDA begonnen, er hat dort schon 1961 als österreichischer Jugendmeister im Vierer mit Steuermann (u.a. mit Hans Teindl) sein sportliches Talent unter Beweis gestellt. 1962 ist er gemeinsam mit einigen Ellidonen, wie Erich Chladek und Hans Teindl, zur LIA gewechselt. Dies war der Beginn einer großen Karriere, zunächst als Aktiver, dann als Trainer, Funktionär und Vorstandsmitglied.

Zwischen 1965 und 1970 wurde er 11mal Österreichischer Staatsmeister im Vierer ohne, Vierer mit und Achter. Die Mannschaft um ihn mit Erich Chladek, Michael Friehs, Otto Hawlicek, Norbert Hlobil, Hansi Raus, Heinz Ruth, Kurt Sandhäugl und Steuermann Peter Wetzstein ist legendär. Mit ihnen gab es EM- und WM-Teilnahmen von 1965 bis 1969, aber auch Seriensiege bei den damals bedeutenden internationalen Regatten z.B in Berlin, Passau, Ulm, Klagenfurt, Villach und Wien. Ja, diese österreichischen Regatten waren damals noch von internationaler Bedeutung. Nicht zu vergessen die Siege bei den prestigeträchtigen Wettbewerben Totoachter und Ruder-Drei-Länderkampf Österreich/Deutschland/Jugoslawien.

Unmittelbar nach Beendigung seiner aktiven Karriere und der Absolvierung der staatlichen Trainerausbildung stellte er sich fast 20 Jahre der LIA als Trainer für Jugend und Senioren zur Verfügung. Er hat mit seinen Teams zahlreiche nationale Meistertitel errungen. Einige seiner damaligen Schützlinge waren, um nur einige zu nennen, Andreas Altenhuber, Robert Böhm, Raimund Haberl, Stefan Hoffmann, Martin Huttarsch, Hans-Jörg Kaltenbrunner, Gerhard Klein, Stefan Kratzer, Gernot Mahr, Dietmar Mantler, Robert Mosek, Walter Peichl, Christian Petrau, Roland Seitner, Erwin und Walter Zlabinger. Unter seiner Betreuung konnten sich Österreichische Nationalmannschaften mit etlichen LIAnesen für FISA-Meisterschaften qualifizieren, wie Match der Senioren und WM, z.B. Huttarsch, Hoffmann, Kratzer, Mantler, Peichl. Seine größten Trainererfolge konnte er wohl mit mir erzielen. Fast während meiner gesamten Senioren-Einer-Karriere hat er mich begleitet. Sein Trainingsprogramm war ideal für mich sowohl in der Theorie als auch in der Praxis. Aus heutiger Sicht waren wir ein perfektes Team, das voll konzentriert ein gemeinsames Ziel verfolgte. Ich habe voll auf ihn vertraut und mir keinerlei Gedanken über das Trainingsprogramm gemacht, hatte kein Interesse und somit auch keine Ahnung von Trainingstheorie und – grundlagen, sondern habe blindlings seine Vorgaben erfüllt. Horst war praktisch bei jedem Training dabei, ob bei Kraft, Laufen oder auf dem Wasser, um einen Fehler erst gar nicht aufkommen zu lassen und mich zu entsprechender Leistung anzuspornen. Einmal ist er dazu beim 1000er an der Alten Donau gestanden, um mich zu beobachten, das andere Mal hat er mich auf dem Fahrrad begleitet, um Schlag für Schlag zu kontrollieren oder Zeiten zu stoppen. Unsere Zusammenarbeit lief sehr ruhig und völlig konfliktfrei, es bedurfte nicht vieler Worte zwischen uns, wir verstanden uns auch so bestens und jeder wusste, was der andere wollte. Auch heute richte ich mein Training in groben Zügen immer noch nach seinen Ideen und Plänen aus.

Seine Leistungen und Verdienste für den Rudersport waren höchst anerkannt und dafür wurden ihm  natürlich entsprechend Ehrungen und Auszeichnungen zuteil, als Ehrenmitglied der LIA und durch die Verleihung der Goldenen Ehrennadel sowie des Goldenen Ehrenringes vom ÖRV. Ich glaube schon, dass er stolz darauf war, wenngleich er es nicht so zeigte. Auch sonst scheute er eher das Rampenlicht und die großen Gesten, er hielt sich lieber im Hintergrund. Durch seine fachliche Kompetenz, seine Leistungen und seine ruhige, besonnene Art war er beim ÖRV jedoch immer als Gesprächspartner gefragt, seine fachliche Meinung sehr willkommen und als Autorität akzeptiert und respektiert. So setzte er gemeinsam mit Hans Eckstein, Heinz Ruth, Anton Schuecker u.a.m. wesentliche Akzente im Rudersport, die Grundlage für viele Erfolge waren. Solche fachliche Diskussionen mit ÖRV-Offziellen und/oder mit in- und ausländischen Trainerkollegen konnten an Regattawochenenden schon einmal bis spät in die Nacht andauern.

Neben seiner Trainertätigkeit war er zwischen 1971 und 1981 LIA-Vorstandsmitglied, als Oberbootsmann war er für den Sport in unserem Club verantwortlich und hat als solcher, aber nicht zuletzt vor allem durch sein Vorbild einige LIAnesen zum Trainerjob  animiert.

Um nicht einen falschen Eindruck zu erwecken, Horsts Interessen waren nicht nur sportlich orientiert, er war auch gesellschaftlich engagiert. So seien z.B. seine Tarockrunden in der LIA erwähnt, an die sich seine langjährigen Partner, wie Andreas Altenhuber, Karl, Edwin und Dieter Boyer, Martin Huttarsch sowie Erwin und Walter Zlabinger gerne erinner(te)n. Er war es, der 1975 die Saunagemeinschaft ins Leben rief, die durch ihre finanziellen Beiträge der LIA den Bau ihrer Sauna  ermöglicht hatte, die er auch selber gerne nutzte. Früher ganz regelmäßig und viel häufiger als in den letzten mehr als 10 Jahren Jahren die Montag-Sauna, nachdem er seinen Lebensmittelpunkt nach Graz verlegt hatte.

Auch dort ist er seiner Ruderleidenschaft treu geblieben und hat sich im vor wenigen Jahren gegründeten RC Graz als Berater, als Vorstandsmitglied und, nicht überraschend, als Trainer verdient gemacht. Aber schon lange davor, nämlich 1989, ist er selbst wieder ruderisch aktiv geworden, nämlich als Mitglied der 11/8 Runde, die regelmäßig ihre Riemen im eigenen Achter ins Wasser der Neuen Donau tauchte, um danach bei dem einen oder anderen Bier in gemütlicher Runde mit Freunden zusammenzusitzen und zu plaudern. Diese Gruppe bestand aus Mitgliedern des ÖRV, die sich anlässlich des Falles des Eisernen Vorhanges auf eine Achterfahrt von Wien nach Pressburg begaben und ihre gemeinsamen Ausfahrten bis vor einigen Jahren fortsetzten. 11 Ruderer (u.a. die LIAnesen Günter Faderbauer, Raimund Taus, Anton und Helmut Schuecker sowie Milan Bacanovic, Erwin Fuchs) und ein Achter, daher 11/8. Neben dem fallweisen Rudern hat Horst das Fahrrad wiederentdeckt, in den letzten Jahren aber etwas abwechslungsreicher als er es seinerzeit als Trainer beim auf und ab an der Alten Donau ausgeübt hatte.

Zu einem seiner liebsten Hobbies, dem Reisen, kam er während seiner Zeit als Ruderer und Trainer nicht so oft wie er es sich gewünscht hätte, umso mehr aber danach. Darüber hinaus hat er Fischen als neues Hobby entdeckt, ein Hobby, das sicher gut zu seiner eher introvertierten, zurückhaltenden  und geduldigen<s> </s>Art und Lebenseinstellung gepasst hat. Nicht nur heimische Gewässer hat er befischt, er reiste dazu auch zu fernen Gewässern, ob ins Donaudelta, an den Nil oder sogar auf Hohe See.

Horst führte ein abwechslungsreiches und interessantes Leben, das stark dem Sport gewidmet war und das ihm viele Höhepunkte schenkte. Er gründete schon relativ früh mit seiner Frau Evi eine harmonische Familie mit 2 ganz reizenden Töchtern, Martina und Andrea. Leider ist Martina viel zu früh verstorben, ein Schicksalsschlag, welcher der Familie sehr zugesetzt hat. Zuletzt führte er ein beschauliches und zufriedenes Leben in Graz mit Gerda, einem gemütlichen Haus mit Garten und seinem dortigen Ruderclub.

Der LIA hat er aber nach wie vor die Treue gehalten, hat sie immer wieder besucht und sich für sie interessiert, zuletzt Ende September bei den Österreichischen Meisterschaften in Villach. Wir sind stolz, dass wir Horst als Mitglied hatten. Für die LIA, aber auch für den Österreichischen Rudersport hat Horst ganz viel geleistet. Mir selbst hat er über viele Jahre einen Großteil seiner Freizeit und Aufmerksamkeit geschenkt. Das habe ich damals als selbstverständlich hingenommen, viel zu wenig geschätzt und ihm kaum meine Dankbarkeit ausgedrückt. Jetzt erst ist mir das so richtig bewusst geworden und so rufe ich Horst wenigstens jetzt noch ein ganz großes „Danke für alles“ nach.

"Horst, Du wirst uns immer als eine fixe Größe im Rudersport, aber noch viel mehr als Mensch in Erinnerung bleiben."

Unsere Gedanken gelten seiner Lebensgefährtin Gerda, seiner Tochter Andrea und seiner geschiedenen Frau Evi.

     

 

     

Begräbnis von Horst ist am

 

Samstag, 10.11. 12:00

Feuerhalle Graz,

Alte Postgasse 345

A-8020 Graz


Sponsoren & Partner