Erfolgreichster Ruderverein Österreichs

Der Erste Wiener Ruderclub LIA wurde 1863 gegründet und ist damit der älteste Körpersport treibende Verein Österreichs. ...

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Montag, 26. November 2018

26.11.2016 Rowing in Oxford

Impressionen aus der Wiege des Rudersports


Rudern in Oxford: Begeisterung im Nieselregen

Das Rudern gehört zu Oxford so wie die alten Bibliotheken, die großzügigen Parks und die holzgetäfelten Speisesäle. Hier, am Zusammenfluss von Themse und Cherwell wurde schon um 1800 wettkampfmäßig gerudert. 1815 traten zum ersten Mal zwei Teams aus zwei Oxforder Colleges zum offiziellen Wettkampf gegeneinander an. Nicht lange danach wurde man auch an der zweitbesten Universität Großbritanniens (Cambridge) auf den Rudersport aufmerksam, und seit 1829 treffen Teams der Universitäten Oxford und Cambridge jedes Jahr bei einem der bekanntesten Sportereignisse überhaupt aufeinander. The Boat Race wird jährlich von zehntausenden Zusehern live und von einem Millionenpublikum im Fernsehen mitverfolgt.

Der Rudersport prägt den Alltag in dieser Stadt. Die meisten Colleges in Oxford unterhalten ihren eigenen, unabhängigen Ruderclub, und auch unter der nichtstudentischen Bevölkerung der Stadt ist das Rudern sehr beliebt. Morgens ab 6:00 herrscht reger Betrieb auf dem ziemlich engen Teilstück der Themse rund um die Boathouse Island, einer kleinen Insel geformt durch den Zusammenfluss von Themse und Cherwell. Obwohl jedes College zu jeder Zeit nur ein Boot am Wasser haben darf, ist der Verkehr sehr dicht. Vor allem an den Umkehrplätzen kommen sich Anfänger- und Profiboote oft in die Quere.

Im Oxford University Boat Club sind Ruderinnen und Ruderer aller Leistungsstufen organisiert. Jedes Jahr melden sich hunderte begeisterte "Novices" ohne jegliche Vorerfahrung zum Rudern. Die Anfänger werden sehr schnell in ein Boot gesetzt und meist mit einem ebenfalls unerfahrenen Cox ihrem Schicksal überlassen. Nach zwei Monaten findet die erste Regatta statt - die Feuertaufe für Anfänger. Die zur Zeit erfolgreichste Universität der Ruderstadt ist nicht, wie man vermuten würde, die berühmte Oxford University sondern die Brookes University die zahlreiche A Kader-Athleten des Englischen Ruderverbandes hervorbringt.

Manche geben bald wieder auf - oft, weil sich Studium und Rudern zeitlich nur mit Mühe vereinbaren lassen. Andere entdecken ihr Talent fürs Rudern und machen erfolgreiche Ruderkarriere. Der Oxford University Boat Club bringt regelmäßig Anfänger ohne Vorerfahrung bis zu internationalen Wettkämpfen wie etwa Olympischen Spielen.

Trotz dieser Erfolge ist es doch eigenartig, dass das Rudern gerade hier so groß geworden ist. Das Stück Fluss, auf dem gerudert werden kann, ist kaum breit genug für drei Boote nebeneinander und keine zwei Kilometer lang. Die Bootshäuser sind gut 40 Jahre alt und teilweise renovierungsbedürftig. Die Trainingsräume sehen aus, wie sie  eben aussehen, wenn man sie einer Horde wilder Studenten zur Selbstverwaltung überlässt. Viele College-Bootsklubs leisten sich nur ein gutes Boot für die Einsermannschaft, während alle anderen mit den schon hundert Mal geflickten und reparierten Achtern trainieren. Schließlich ist es auch das englische Wetter, besonders an dunklen Wintermorgen, das nicht dabei hilft, das Rudern zu einer angenehmen Tätigkeit zu machen.

Im Vergleich zu Oxford ist das Rudern in der LIA an der Alten Donau ein echter Premiumsport mit vielen Annehmlichkeiten (allen, die das nicht glauben, biete ich gern eine Privatführung durch die Bootshäuser). Was aber die Rudererfahrung hier so besonders macht, ist diese beinahe sektenartige Begeisterung für den Sport. Die Hingabe mancher für den Boat Club nimmt durchaus manchmal gruselige Formen an. Gleichzeitig schafft sie aber auch ein Umfeld, in dem die eigene Motivation und das Durchhaltevermögen enorm gesteigert werden.

Deshalb werden sich auch morgen früh kurz nach sechs Uhr wieder 20 ambitionierte Crews versuchen, als erste abzulegen, um nicht in den dichten Stau zu geraten, unterbezahlte Coaches werden vom Fahrrad aus ihre Boote anbrüllen und Einserboote werden ihre Rennstarts abbrechen müssen um vorbeifahrenden Güterbooten auszuweichen. Es ist eine starke Hassliebe zum Rudern, die ich mit vielen Kolleginnen und Kollegen hier teile, und die das Rückgrat unserer Gemeinschaft bildet.

 

LIAnese Nikolaus Kandolf , der an der Universität Oxford seinen PHD in Physik macht und dort auch rudert. Er hat sich die Zeit genommen ein paar Impressionen aus der Wiege des Rudersports  für den LIA Boten und die LIA Homepage nieder zu schreiben.

 

Vielen Dank Niko 


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