Erfolgreichster Ruderverein Österreichs

Der Erste Wiener Ruderclub LIA wurde 1863 gegründet und ist damit der älteste Körpersport treibende Verein Österreichs. ...

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Aktuelles

Montag, 5. April 2021 Von: Hans Küng

05.04.2021 – 10 Ergo Weltbestzeiten

Raimund!


 

Wo Raimund drauf steht, ist auch Raimund drin! 10 von 13 möglichen Concept2 Weltrekorden in seiner Altersklasse, Leichtgewicht Männer 70-79 Jahre, konnte Raimund Haberl (*1949) im Lockdown Winter 2020/21 am Ruderergometer für die LIA erringen. Um genau zu sein neun offizielle, siehe dazu eines der neun Concept 2 World Record Certificate, und einen inoffiziellen über 2000m; inoffiziell deshalb, weil diese Distanz offiziell nur bei einem offiziell ausgetragenen Wettbewerb erstellt werden kann. Darunter sind auch welche, die er selber im vergangen Jahr 2019/20 bereits neu aufgestellt hatte – ganz nach dem Motto: Älter und dafür schneller werden! Oder wie Raimund es selber formulierte: „Bezüglich Ergo – war ich ziemlich rege“.

 

Dass Raimund mit unter anderem zwei Weltmeister Titeln und über hundert Meistertiteln zu den erfolgreichsten Rudersportlern Österreichs gehört ist breit bekannt. Dass er aber darüber hinaus ein ganzes Leben lang in seiner Generation die dominante Ruderperson weltweit war und ist, führt er uns hiermit einmal mehr deutlich vor Augen. Auch wenn es die genauen Regeln noch zu erarbeiten gelte, nach welchen Parametern jemand als erfolgreichster Sportler einer Nation oder Generation zu bewerten sei, so kann doch Raimund getrost und unumstritten dazu gezählt werden. Auch Jahre, ja Jahrzehnte nachdem andere in der Jugend auch erfolgreiche sportliche Zeitgenossen längst in der Versenkung verschwunden oder der mit der bequemen Mythenbildung beschäftigt sind, ist Raimund weiter hoch aktiv, sportlich leistungsbereit und äußerst erfolgreich. Dies ist kein kurzes sportliches Strohfeuer im Verlauf von ein paar Jahren Pubertät und wenn es hoch kommt noch ein oder zwei Jahr Aldoleszenz – und dann ist es mit dem aktiven Spirit, der sportlichen Grundhaltung erst mal vorbei. Oft auch leider mit der Fitness, und Gesundheit, bis dann der Arzt sagt, dass ein bisschen Diät und etwas lockere Bewegung wohl doch dem allgemeinen Befinden zuträglich wäre. Raimund – das steht für persönliche Verantwortung für die eigene Bewegungsfreiheit, für Förderung von Gesundheit und Unabhängigkeit, für Freude am sportlichen Gestalten, Leistungsbereitschaft und verbindlicher Vorbildwirkung - ein ganzes Leben lang! Nichts fordern, was man nicht auch selber bereit und fähig ist abzuliefern - stets so gut wie nur möglich.

 

Mag nun manch einer, vielleicht auch etwas neidisch, einwerfen, Raimund sei halt auch einer jener tragischen Figuren, die nicht wüssten wann es Zeit zum Aufhören sei, wann Schluss sein müsse, sei ein weiteres Beispiel einer doch letztlich primitiven und nicht ernst zu nehmenden Beschränkung auf das Rudern und Wettrennen alleine, dem es an jeglicher anderweitigen Lebensweite und geistigem Horizont mangle. Sport als Schule fürs Leben, olympische Ideale schön und gut – aber bitte doch nicht ein ganzes Leben lang. Doch selbst wenn jemand einem eigenverantwortlichen, aktiven Lebensstil nichts abgewinnen kann, greift dieser Einwand nicht. Zu sehr ist es Raimund gelungen etliche sportliche Werte in viele andere Lebensbereiche zu übertragen, sei es als habilitierter Professor für Wasserwirtschaft und Gewässerschutz, sei es als langjähriger Präsident und nunmehriger Ehrenpräsident der LIA in der Gestaltung des eigenen Ruderclubs, sei es als aktiver Funktionär für den Sport generell in den Verbänden oder sei es schlicht als Familienmensch, als Vater, Großvater, Freund und anpackendes Mitglied der LIA, der seine Tätigkeiten des minutiös ausgeführten, herbstlichen Laubrechens oder des Reinigens der Dachrinne in einen feinen Limerick zu packen weiß und eine ausgewiesene Leidenschaft für die deutsche Sprache entwickelt hat, die weit über die Kommaregeln hinausreicht. Von seinen launigen Reden, seiner Strenge als Steuermann und Trainer des LIA Damen ‚Goldengirls‘-8ers und seinen jahrelangen Schwänken beim legendären LIA Kabarett ganz zu schweigen. Gewissenhaft angehen, gewissenhaft erledigen - also ein narzisstisch verbohrter, beschränkter gar armseliger Fanatiker ist Raimund mit Sicherheit nicht.

 

Dies sei vorausgeschickt als Kontext, aus dem heraus wir nun getrost die nackten Zahlen sprechen lassen können, die dabei raus kommen wenn Raimund während dem Lockdown mit seinem alten Rennrad fünfmal pro Woche ins Gartenhaus an der Alten Donau radelt - in Summe waren wohl so an die 55 Kilometer pro Woche, wie mir der notorische Statistiker und Trainingstagebuch-Schreiber anvertraute - um dort abgeschieden und konzentriert sein Ergometer-Training zu absolvieren und uns ein paar neue Concept2-Weltrekorde als anspornende Herausforderung für die kommende Saison zu servieren:

 

- 1000m in 3:19,9 (alt war 3:22,5)

- 4 Min Distanz 1.189m (alt war 1.172m)

- 2000m in 6:56,9 (inoffiziell – offiziell ist 6:59,9 Rod Stewart AUS)

- 5000m in 18:05,3 (pace 1:48,5)

- 6000m in 21:47,7 (pace 1:48,9)

- 30 Min Distanz 8.186m (pace 1:49,9)

- 10000m in 37:11,0 (pace 1:51,5)

- 60 Min Distanz 15794m (pace 1:53,9)

- Halbmarathon in 1:21:05,1 (pace 1:55,3)

- Marathondistanz in 2:49:07,3 (pace 2:00,2)

 

Lieber Raimund, herzliche Gratulation zu dieser beeindruckenden Leistung an Kraft und Vitalität, aber auch an Selbstbeherrschung, Willen und Beharrlichkeit und an gewissenhafter Erledigung der gestellten Aufgabe. Und natürlich auf viele weitere, gute Trainings und gemeinsam verbrachte Zeiten in unseren Booten, in unseren Crews, in unserer LIA.

 

Vivat, crescat, floreat!

Hans

 


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