Erfolgreichster Ruderverein Österreichs

Der Erste Wiener Ruderclub LIA wurde 1863 gegründet und ist damit der älteste Körpersport treibende Verein Österreichs. ...

VIENNA NIGHTROW

Aktuelles

Montag, 27. Dezember 2021 Von: Sandy

27.12.2021 Nachruf Dr. Berhard Prieß 1932-2021

LIA Trainerlegende am 20.12.2021 friedlich für immer eingeschlafen


Bernhard Prieß verbrachte seine Kindheit in Ostpreußen bis seine Familie gegen Kriegsende nach Berlin flüchten musste. Nach dem Krieg kam er mit dem Rudersport beim Ruderverein Wiking Berlin in Berührung, der ihn bis zu seinem Lebensende nicht mehr losließ.

Anfang der Sechzigerjahre übersiedelte er nach Wien um sein Doktorat auf der Hochschule für Welthandel zu absolvieren. Sportlich zog es ihn zum Ersten Wiener Ruderclub LIA, wo er im damaligen Präsidenten Dr. Wilhelm Fux einen Mentor fand, der seine Coaching Fähigkeiten schnell erkannte und ihn, neben seinem Studium, als Trainer der LIA einsetzte. Innerhalb kürzester Zeit wurde der von Bernhard in Anlehnung an Karl Adams Intervalltraining trainierte Achter der schnellste der damals 3 LIA Männerachter.

Als Protegé des Präsidenten wurde er in der Firma von Dr.Fux Geschäftsführer. Viele LIAnesen profitierten von der seinerzeit berühmten „Sanopharm“, sei es als Vertreter, Chauffeur, Lagerarbeiter, Helfer aller Art. Für die arbeitswilligen LIA Studenten hatte Bernhard immer einen Job, der wahrlich fürstlich entlohnt wurde. Seine Großzügigkeit zeigte er immer wieder, nicht nur als Jobvermittler. Auch im privaten Bereich hatte Bernhard immer die Spendierhosen an. Seine Bescheidenheit äußerte sich in einer winzigen Wohnung als Ausdruck seiner eigenen Bedürfnislosigkeit. Große Autos waren auch nie seines, ein VW K70 (mit dem alle Ruderer fahren durften, er selbst riss sich nie so sehr ums Lenken) tat es für viele Jahre. Für super Sprüche, in Wien würde man „Wuchteln“ sagen, war Bernhard immer gut:  „Ach, nimm Mann – ich stinke förmlich nach Geld“ - „Uns und ewig volle Tassen“ - "Ja, ja, mein Bester, wir feiern heute schon Sylvester" … und viele mehr,  Eine dicke Freundschaft verband ihn mit dem Mannheimer Regattabesitzer Viktor Bayer. Die Rennbegleitungen auf dem mitfahrenden Regattazug bei der Mannheimer Regatta endeten immer gut beschwingt.

 

In seinen LIA Anfängen war Dr. Prieß eine absolute Respektsperson, sein preussischer „Charme“ und seine Korrektheit waren sprichwörtlich. Sinn für ruderische Blödheiten hatte er wenig  …. Bis, ja, bis er die aus der Juniorentruppe aufsteigenden „Knallköppe“ in seine Trainingsgruppe übernahm. Nach und nach genoss Bernhard die Infantilität von Martin, Herbert, Sandy und Co. Gleich zu Beginn rief er seine Novizen bei einem Training mit den Worten „Och , ihr seid ja beim Rudern in Ordnung – aber seid bloß nicht so albern“ zusammen. Seinen Berliner Dialekt konnte er bis zu seinem Lebensende nicht ablegen, aber was wäre er ohne seine „Balina Schnauze“ gewesen ? Er wurde immer lockerer – ein bisschen haben wir ihn in dieser Richtung schon beeinflusst, alberner (im positiven Sinn) wurde er auch.

Seine LIA Trainerkarriere begann vielversprechend als er an der Seite des legendären Ister Trainers Dr. Leo Losert, als seine rechte Hand, in Wien die zur LIA gekommenen Linzer Weltklasseruderer Dieter Losert/Dieter Ebner und andere Ex Istrianer gemeinsam mit den LIA Aufsteigern trainierte. Eine EM Silbermedaille 1965 im 2- und ein 9. Platz im 4-, sowie der Gewinn aller ÖM Riementitel für die LIA waren seine größten sportlichen Erfolge. Viele Österreichische Meisterschaften machten die LIA zum führenden Club für gute 10 Jahre ab Mitte der Sechzigerjahre. Bernhard führte Vierer- und Achter- Mannschaften zu Europa und Weltmeisterschaften, legendär der Hawliczek Vierer und die Truppe um Hinterleitner, Preiss, Sandhäugl und Nitsche. Eine Olympia Qualifikation im Achter für Mexiko 1968 scheiterte knapp. Nach internen Reibereien mit dem Trainer Schorschi Huber bei der LIA zog sich Bernhard zurück, streiten wollte er nicht – das lag nie in seiner Kultur. Mit Uli Wolf (VIL) und Rainer Hinteregger (HSV) hatte er dann noch Erfolge.

In den Achtzigern lernte Bernhard seine spätere Frau Elisabeth kennen. Bernhard überraschte alle mit dieser lebenslustigen, sehr attraktiven Frau – heiratete bald und gründete eine Familie der zwei Töchter entsprangen. Bernhard war sicher der liebenswerteste Vater den man sich vorstellen konnte. Das Ehepaar Prieß war stets im Stammlokal Schweizerhaus anzutreffen und gehörte dort schon irgendwie zum Inventar. Zum großen Unglück starb Elisabeth viel zu früh und Bernhard managte es sensationell seine zwei Töchter alleine groß zu ziehen.

Die Freundschaft zwischen seinem „letzten“ Vierer und ihm hielt ein Leben lang – Bernhards Geburtstage wurden viele Jahre lang gemeinsam in Salmannsdorf beim Heurigen gefeiert – das sind sehr schöne Erinnerungen. Nach dem Tod seiner Frau und seiner Pensionierung zog es ihn nach Kärnten, in die Heimat seiner Elisabeth – nach Villach. Seit Emil Hilbers Zeit (heute noch "Ruderdenkmal" in Villach) verband ihn eine enge Freundschaft mit dem Verein, dem er, genauso wie dem Wiking Berlin und der LIA, ewig verbunden war. Mit den Jahren vereinsamte aber Bernhard immer mehr, seine Besuche im Ruderverein wurden seltener und seltener. Nach Wien zog es ihn gar nicht mehr, obwohl er am Rudergeschehen immer noch sehr interessiert war. Er wurde bequem, so bequem, dass er sich weniger und weniger bewegte, scheinbar aber glücklich in seinem Domizil in Warmbad Villach mit seinen Zeitungen, Rudererreporten (D/Ö) und mit den Besuchen seiner Töchter.

Dr. Bernhard Prieß ist am 20.Dezember ruhig, in aller Stille,  von uns gegangen. Ganz bescheiden – so wie er immer in unserer Erinnerung bleiben wird.

Sandy

 

Liebe Ruderkameraden der LIA,

 

Wir sind sehr traurig mit Bernhard Prieß eine der wirklich prägenden Trainerpersönlichkeiten der Nachkriegszeit zu verlieren. Er war bei uns immer ein sehr angesehener Ruderkamerad, auch wenn er seit etwa acht Jahren Berlin nicht mehr besucht hat, haben wir telefonisch immer Kontakt gehalten. Auch hat er in unserer Vereinszeitschrift „Wikinger Bote“ immer wieder interessante Artikel aus der Ruderhistorie platziert.

In unserer Trauer sind wir auch bei Euch, denn wir wissen, dass ihn mit der LIA auch sehr viel verbunden hat. In seiner Zeit als Trainer hat er nicht nur hier in Berlin seinen WIKING und seine Jungs nach vorn geschoben, er hat das in Wien bei Euch wiederholt und somit bewiesen, dass er mit unterschiedlichsten Umständen klar kommen konnte.

Lasst uns gemeinsam dem Bernhard Prieß ein ehrendes Andenken bewahren!

Mit herzlichen Ruderer-Grüßen zum Jahresbeginn vom Berliner Teltowkanal, Eure Ruderkameraden von der

 

Rudergesellschaft Wiking e.V., Berlin

Matthias Herrmann, 1. Vorsitzender    

 


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