Erfolgreichster Ruderverein Österreichs

Der Erste Wiener Ruderclub LIA wurde 1863 gegründet und ist damit der älteste Körpersport treibende Verein Österreichs. ...

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Mittwoch, 11. Januar 2023 Von: Mislav Bobic

11.1.2023 Lieber Christoph


Lieber Christoph,

Es ist noch immer schwer zu verinnerlichen und akzeptieren was passiert ist. Ich war gerade beim Boarding für meinen Rückflug nach Boston, als ich es erfahren habe. Und die Nachricht war erschütternd.

Ich kann mich noch an unsere erste gemeinsame Ausfahrt erinnern – es war 2009 auf der Alten Donau um den Schüler Doppelvierer mit Sandy zu trainieren. Dieser Vierer hat dann schließlich bei der Österreichischen Meisterschaft in Ottensheim  gewonnen. Zwei Jahre später sind wir beide zum ersten Mal ins Nationalteam gekommen um Österreich beim Coupe de la Jeunesse im Achter zu vertreten. Auf der selben Regattastrecke haben wir um ein paar Zehntel die Bronzemedaille verpasst. Mit 14 Jahren warst Du damals in Ottensheim einer der jüngsten Teilnehmer beim CdJ. Das meiste haben wir dann aber erst im Folgejahr, 2012, mitsammen erlebt. Es war das Erste von vielen Trainingslagern in Sabaudia, wo wir hunderte Kilometer im Zweier gesammelt haben. Aus diesem Zweier hat sich dann unser Vierer mit Max und Ferdi gebildet, in dem wir unsere ersten FISA Rennen rudern konnten – die EM in Bled und die WM in Plovdiv. Zwar haben wir auch hier keine Medaille geholt (allerdings knapp!), aber ich denke, dass man sich als fünfzehnjähriger Finalist nicht zu viel beschweren kann.

Ab 2013 sind unsere Wege langsam auseinandergegangen. Du und Ferdi habt euch im Zweier deutlich vom Rest abgetrennt und seid dann schließlich Europameister geworden. Dieser Erfolg hat sich dann weiterhin aufgebaut bis zum Deinem U23 Weltmeistertitel im Vierer in Rotterdam 2016. Ich selbst habe nach den Juniorenjahren langsam den Leistungssport verlassen, teils verletzungs- und krankheitsbedingt, teils um akademische Ziele zu verfolgen. Und trotzdem kann ich sehen wie die Kreuzung unserer Wege einen starken Eindruck auf mich hinterlassen hat. Von Dir habe ich gelernt was Durchhaltevermögen, Fokus, und Ehrgeiz bedeuten und wie viel es ausmacht einen starken Willen zu haben. Diese Eigenschaften und Lektionen sind weiterhin in mir verinnerlicht und sind unter anderem auch der Grund wieso ich heute dort bin wo ich bin.

Seitdem ich aus Österreich weggezogen bin hatten wir nicht mehr so viel Kontakt, was ich jetzt sehr stark bereue. Ich hatte immer den Hintergedanken, dass wir irgendwann, wenn ich mit Boston fertig bin und Du wieder mehr in Wien bist, wir uns zufällig in der LIA sehen und plaudern können über die vergangenen Jahre. Dieser Hintergedanke ist vor allem letztes Jahr öfters aufgetaucht, unter gewissen Umständen. Und jetzt ist es zu spät dafür. Ich möchte dennoch hier und jetzt ein paar Gedanken in Worte fassen,

Danke Dir Christoph, für die Zeit die ich mit Dir teilen konnte, und für all die Abenteuer die wir gemeinsam durchgemacht haben, sei es im oder außerhalb vom Ruderboot. Danke für die zahlreichen Meistertitel die ich mit dir erreichen konnte. Danke für all die geilen Rennen und Siege die wir gefeiert haben. Es tut mir noch immer leid, dass ich unser letztes gemeinsames Rennen im Zweier wegen meinem Knie abbrechen musste. Ich empfinde Stolz, dass ich ein Teil Deines Weges sein durfte und dass Du Weltmeister geworden bist. Ich hoffe Du weißt wie viele Menschen Du in den letzten Jahren bewegt hast. Nicht viele schaffen es so einen positiven Eindruck auf ihre Mitmenschen und Community zu hinterlassen, und das ein ganzes Leben lang. Deine Zeit mit uns war auch so kurz. Du wirst uns fehlen.

Christoph, ich werde Dich niemals vergessen.

 

Rest in peace.

Mislav

 

 


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