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4.8.2024 Nachlese XXXIII Olympische Spiele Rudern Paris
Niederlande zeigten wo es langgeht
Mit 8 Medaillen aus den Ruderbewerben in Vaires-sur-Marne, davon 4 aus Gold, waren die Niederlande die erfolgreichste Nation dieser Spiele. Mag sein, dass die Tatsache, dass die Holländer im Schnitt die größten Menschen auf der Welt sind, eine Rolle spielt….. Oder gehen die Niederländer derzeit einfach am professionellsten an die Sache heran? Ein Aspekt: der Studentensport spielt in den Niederlanden eine große Rolle, während man in der Junioren- und U23-Klasse noch nicht so dominant ist. In den Ergebnislisten der U19 und U23 WM 2023 scheinen nur 2 Boote im Finale A auf (U23 Silbermedaille für den Frauen 4x und ein 5. Platz für den U23 Männer 8+). Einen Anteil an den Erfolgen hat auch Österreich. Ja? In der Vorbereitungsphase kommen die Oranjes alljährlich nach Obertraun um das Wassertraining vormittags am Hallstätter See abzuspulen, dann die folgenden 14 Stunden auf dem Krippenstein in der Höhe zu verbringen um dort Krafttraining und Ergoeinheiten zu absolvieren. Nachahmung empfohlen?
Beeindruckend war die Titelverteidigung im M4x mit ähnlicher Dominanz und scheinbarer Leichtigkeit wie schon in Tokyo. 3x Gold holten die Damen, angeführt von der noch relativ jungen Karolijn Florijn im Einer, (der Bruder saß übrigens im ebenfalls „goldenen“ M4x), in fantastischer Weise vor der Titelverteidigerin Twigg aus Neuseeland.
Nach der bitteren Pleite für die Rudergroßmacht Großbritannien in Tokyo, wo der Achter nur den dritten Platz belegte und die Briten mit vielen vierten Plätzen vorliebnehmen mussten, klappte es diesmal viel besser. Der Achter, trainiert von unserem Freund Steve Trapmore, (er betreute 2015 kurzfristig in Cambridge unseren 4-, F.Querfeld/Seifriedsberger/Leichter/Auersperg) holte souverän Gold. Die beiden anderen Goldenen erruderten die Ladies im LW2x und im W4x, wo die Britinnen in einem sehenswerten Endspurt noch die knapp führenden Niederländerinnen auf den letzten Metern überholten.
LM2x IRL, ITA, GRE
LW2x GBR, ROU, GRE
M1x GER, AIN(BLR), NED
W1x NED, NZL, LTU
M2- CRO, GBR, SUI
W2- NED, ROU, AUS
M2x ROU, NED, IRL
W2x NZL, ROU, GBR
M4- USA, NZL, GBR
W4- NED, GBR, NZL
M4x NED, ITA, POL
W4x GBR, NED, GER
M8+ GBR, NED, USA
W8+ ROU, CAN, GBR
Endlich krönte Ollie Zeidler seine lange und sehr erfolgreiche Karriere mit Gold. Der Deutsche, der mit Wellen nie ganz klar kam, hatte diesmal die idealen Bedingungen und zeigte vom ersten Schlag an wer der Favorit ist. In Frage stellen darf man wieder die abermalige Silberne eines, diesmal weißrussischen, Ruderers (AIN) der bislang noch nie in Erscheinung getreten ist – Wunder gibt’s im Rudersport eher selten …. Es war die einzige Goldene für unsere deutschen Nachbarn, Bronze holte sich noch der W4x nach einer tollen Aufholjagd nach schwachem ersten 500er. Der Deutschlandachter war mit einem vierten Rang besser platziert als erwartet, lief es doch nach dem Neustart nach Tokyo nicht optimal für das Flaggschiff der Nation. https://www.n-tv.de/sport/olympia/Oliver-Zeidlers-Traenen-nach-dem-Triumph-fuer-die-Ewigkeit-article25134994.html
Rumänien holte sich erwartungsgemäß überlegen den Frauen Achter, die Männer waren die Überraschung im Doppelzweier mit Gold, während die Damen ihren 2x als Top Favoritinnen mit Silber hinter NZL beenden mussten. Das hinderte die zwei Athletinnen aber nicht daran sich, als Draufgabe sozusagen, im Achter mit Gold zu belohnen. Von den rumänischen Männern hingegen hätte man sich im Vierer und Achter mehr erwartet.
Die Schweizer haben uns wieder gezeigt wie eine kleine Nation vorne mitmischen kann. Die Weltmeister 2023 im M2- haben, nachdem sie im knappsten aller Vorläufe rausgeflogen waren, sicher das Finale erreicht, wo sie dann Bronze gewinnen konnten. Interessant auch die Starterin im Einer A.M.K. Janzen, die von unserem ehemaligen LIA Kantineur und ÖRV-Trainer Klaus –Dieter Stecker trainiert wird. Sehr erfolgreich trainiert wird, was sich bereits in mehreren Juniorinnen- und U23- WM Medaillen ausgewirkt hat. Ihre Besonderheit ist es in einem Swift Boot zu starten (darüber würden unsere Jugendruderer sogar die Nase rümpfen) und dass sie als einzige Spitzenruderin mit Macon Blättern unterwegs ist. Na ja – sehr eigenartig, aber erfolgreich, diesmal sogar noch vor unserer Magdi Lobnig. Der Frauen 4x wurde knapp Vierter. Im Männer 4- waren die Eidgenossen immerhin qualifiziert, da lief es aber nicht so gut.
Sensationell war die dritte Goldene in Serie für die Sinkovic Brüder aus Kroatien. War es in London noch Silber im Doppelvierer, dann Gold im Doppelzweier in Rio und nach dem Wechsel auf den Riemen Gold im Zweier ohne in Tokyo, so lief es in dieser Olympiade nicht so rund bei den Ausnahmeathleten. Erneut versuchten sie es im Doppelzweier, nicht ganz so dominant wie in den langen Jahren davor. Immerhin reichte es locker für einen Quotenplatz für Paris. Nachdem sich auch ein kroatischer Zweier ohne,(die Loncaric Zwillinge), qualifiziert hatte passierte 2024 etwas Eigenartiges – die Sinkovics wechselten wieder in den 2- und die Loncarics mussten in den 2x. Während sich Valent und Martin in Paris in einem sensationellen Rennen Gold holten wurden die Loncarics abgeschlagen Letzte. Bei 500m waren die Brüder im 2- Fünfte, bei 1000 Dritte, bei 1500 Vierte und nach einem sensationellen letzten Fünfhunderter, eine halbe Sekunde vor den britischen Favoriten, Olympiasieger.
Die großen Geschlagenen bei diesen Spielen waren die Australier, die diesmal leer ausgegangen sind. Der Titelverteidiger im 4- enttäuschte schwer, der Achter, der heuer in Europa schon Spitzenresultate errudert hatte, war auch nicht in Bestform und Tara Rigney im Einer hätte man auch eine Medaille zugetraut.
Relativ bescheiden war die Ausbeute Neuseelands in Paris. 1x Gold, 2x Silber und einmal Bronze. Allemal, aber die Olympiaden davor waren erfolgreicher, man erinnere sich an Bond/Murray im 2-, Waddell, Drysdale, Twigg, den Goldachter von Tokyo.
Mit zwei zehnten Plätzen haben sich die beiden österreichischen Boote sehr wacker gehalten. Magdalena Lobnig hat im Einer nach Platz 6 und 3 bei Olympischen Spielen nach vielen Schwierigkeiten im Training und einer schweren Verletzung im Vorfeld den 10. Platz erreicht. Eine großartige Ruderkarriere auf dem Flachwasser neigt sich dem Ende zu, Magdi liebäugelt aber damit auf Coastal Rowing umzusteigen um bei den nächsten Spielen in Los Angeles dabei zu sein. Lara Tiefentaler und Louisa Altenhuber haben ihr Ziel, den zehnten Platz, souverän erreicht. Nach vielen Wechseln haben sie endlich ihren passenden Trainer, Christoph Engl, gefunden. Der Versuch ein Männerboot zu den Spielen zu bringen scheiterte. Während der Olympiade haben einige österreichische Spitzenruderer ihre Karrieren beendet. Schade. („Reisende soll man ziehen lassen“ - oder doch nicht ?). Der Versuch einen ÖRV Achter zu den Spielen zu bringen scheiterte leider. Der Männer Leichtgewichtsdoppelzweier kämpfte tapfer um die Qualifikation, musste aber auch daheim bleiben.
Bericht und Foto (Zagreb 2012 unser LIA Junioren 4- mit ihren damaligen großen Vorbildern) Kurt Sandhäugl
Foto v.l.n.r. David Sain, Valent Sinkovic, Ferdi Querfeld, Christoph Seifriedsberger, Mislav Bobic, Max Lehrer, Damir Martin, Martin Sinkovic