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Donnerstag, 22. Oktober 2015

22.10.2015 Rowing in California

Ferdinand Querfeld an der Berkeley University


Bericht Ferdinand Querfeld:

 

Meine ersten Wochen in Kalifornien

 

Einige von euch werden es schon wissen, für andere ist es vielleicht eine Überraschung aber ich bin seit fast 7 Wochen in den USA um auf einer der besten Universitäten der Welt zu studieren und natürlich zu rudern. Die University of Berkeley liegt direkt gegenüber von San Francisco und hat nicht nur den Ruf akademisch auf höchstem Niveau zu spielen sondern auch ruderisch ganz vorne mit zu mischen.

Viele wissen es ja, in den USA spielt der Sport eine riesengroße Rolle. Man kennt ja auch all die Filme in denen man sieht wie ein Junge von der Highschool von den Coaches angesprochen wird und gefragt wird, ob er nicht gerne für ihre Universität Football oder Basketball spielen möchte. Ich hätte mir nie gedacht, dass es so etwas auch im Rudern gibt.

Für mich hat alles damit angefangen als Jamie Koven, Weltmeister im M1x und ehemaliger Brown University Student, vor circa 4 Jahren nach Wien kam und nach einem kleinen Gespräch mit mir den Kontakt zum Headcoach der Brown University hergestellt hat. Seit dem habe ich nach jeder Junioren WM 2012, 2013 und 2014 immer mehr Emails von verschiedenen Coaches aus den USA bekommen. Darunter auch Universitäten wie Harvard die einen handgeschriebenen Brief zu mir nach Hause geschickt haben. Da fühlte ich mich  kurzzeitig schon sehr besonders.

Schlussendlich ist meine Wahl auf die University of California Berkeley gefallen, meiner Meinung nach der beste Mix aus einer hochgradigen akademischen Ausbildung und einem extreme starken Ruderteam, trainiert von Mike Teti, jahrelang Headcoach des US Nationalteams und als Trainer verantwortlich für zahlreiche Olympiamedaillen und Weltmeistertitel.

 

Erster Schultag war für mich gleich mal 2 Wochen zu spät weil ich noch im M4- Erfahrungen bei der Senioren-Weltmeisterschaft in Frankreich gesammelt habe. Plötzlich waren die Coaches nicht mehr so freundlich und ab jetzt zählt nur noch Leistung. Jeder Tag ist ein Wettkampf gegen die anderen Teamkollegen und die sind auch alle keine Nudelaugen. Mit meinen 5:55min auf 2000m bin ich hier gerade mal unter den top 8 und die Fähigkeit sich jedes Training zu verausgaben muss man erstmal lernen. Lockeres Ausdauertraining gibts hier nämlich nicht. Das Ergometertraining besteht meistens aus kurzen Intervalltrainings und dauert selten länger als 70min. Länger hält man das auch nicht aus. Jede Einheit wird genau beobachtet und danach werden die Splits eines jeden aufgeschrieben und geranglistet. Jeden Tag muss man sich also aufs Neue beweisen. Das selbe am Wasser, mit der Ausnahme, dass wir hier meistens länger trainieren und Einheiten in denen wir 15km mit Schlagzahl 28 Vollgas fahren sind keine Seltenheit. Gerudert wird fast ausschließlich im 8er oder 4er, aber auch am Wasser hat man immer einen Gegner, einen anderen 8er oder 4er gegen den man rudert. Bist du zu langsam, wird etwas getauscht. Man will eigentlich nie getauscht werden und so gibt man ab dem ersten Schlag Vollgas, auch wenn es nur das eigentliche Aufwärmen fürs Programm ist. Außerdem ist der Coach hier nicht so nett wie der Sandy und wenn du mal nicht volle Leistung gibst, kannst du dir sicher sein dass er dir ganz genau klar macht warum wir hier sind und was unser Ziel ist und wenn man so eine Einstellung an den Tag legt hat man hier nichts verloren. Also besser im Training 110% -  Schwäche kann man zeigen wenn das Training vorbei ist.

Dafür hat man weniger Training als ich es aus Wien gewohnt bin. Gerade mal 9x trainieren wir pro Woche und Sonntag ist ganz frei. Mehr geht sich auch neben der Schule nicht wirklich aus und es ist generell eine andere Trainingseinstellung als bei uns. Aber es gibt ja viele Wege nach Rom und ich bin gespannt wie ich mich dieses Jahr entwickeln werde.

 

Wenn ich mal nicht trainiere, verbringe ich meine Freizeit mit essen, schlafen und ganz viel lernen, denn der akademische Druck der hier auf einem lastet ist mindestens genauso groß wie der sportliche. Dafür bekommt man als Sportler aber auch rund um die Uhr Unterstützung in Form eines Nachhilfelehrers und es gibt eigene Study Center für die Uni-Athleten und sonst alles was man brauchen könnte. Generell sind die Einrichtungen, die man als offizieller Athlet nutzen kann enorm. Neben dem riesigen Fitnesscenter mit Indoor Kunstrasen, den kostenlosen reservierten Sitzplätzen im Footballstadium, rund um die Uhr Physiotherapie und ärztliche Betreuung oder kostenlosen Eiweißshakes gibts eigentlich alles was einem das Leben als Sportler einfacher macht. Sogar einen Wäscheservice für unsere Schmutzwäsche gibt es.

 

Zusammengefasst geht es mir hier also ganz gut, ich verstehe mich gut mit dem Team und die große Konkurrenz spornt jeden zu immer neuen Höchstleistungen an.

 

Trotzdem freue ich mich schon wieder sehr auf meine 3 Wochen Winterferien in denen ich zurück ins schöne Österreich fliege und vor allem freue ich mich auf ein Schnitzel im Landtmann, jeden Tag Burger und Pizza ist ja auch nicht das Wahre ;)

 


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