Die Epoche von 1888 bis zum Ende der Monarchie 1918
1890 wurde durch den dreimaligen Gewinn in Reihenfolge des Vierers ohne Steuermann der "Große Wiener Wanderpreis" (America-Preis) endgültig gewonnen. Bis Ende der neunziger Jahre war die LIA an vielen Regatten in der österreich-ungarischen Monarchie und in Deutschland erfolgreich am Start. Dann kam jedoch eine sportliche Flaute.
1902 mussten wir nach Nußdorf übersiedeln, und dies war bis 1945 unser Heim. Obwohl der Neubau für das Clubleben viele Schwierigkeiten – Behinderung des Ruderbetriebes und des gesellschaftlichen Lebens, sowie hohe finanzielle Belastungen – brachte, hat die LIA in dieser Zeit beachtliche Fernfahrten auf der Donau unternommen. Die Einerfahrt von Eugen Pobisch von den Donauquellen bis Preßburg und die Ruderpartie eines Vierers mit Steuermann in sieben Tagen von Ulm nach Wien sei besonders erwähnt.
Die LIA-Mitglieder waren aktiv bei der Gründung des Österreichischen Ruderverbandes 1891 tätig, und der Ruderclub LIA war auch Gründungsmitglied des Deutschen Ruderverbandes. Die sportlichen Erfolge in den neunziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts waren sehr gering. Erst nachdem das Haus in Nußdorf fertig war, begann am Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts die rennsportliche Tätigkeit wieder mit Erfolgen.
Beim vierzigsten Gründungsfest 1903 wurde unser Leitspruch "Vivat, Crescat, Floreat - LIA forever" geboren und ist es bis heute geblieben.
Es wurde in dieser Zeit bei der LIA wieder viel für die Ruderer getan. In der eigenen Bootswerkstätte wurden von unserem Bootswart R. Slivka Klinkereiner und Klinkervierer gebaut. Die Rennruderer kamen wieder zu Siegen. Hier seien die beiden Einerruderer E. Nagel und besonders R. Catasta sen. erwähnt, der 1911 und 1912 die Einer-Meisterschaft von Österreich gewann. Daneben gab es u.a. Wanderfahrten am Neckar und Rhein, die von einem Mitglied mit Motorboot begleitet wurden. Wenisch ruderte 1909 2061km und gewann damit den Kilometerpreis.
Diese Aufwärtsentwicklung wurde durch eine Auseinandersetzung über den Sportbetrieb jäh gestört, und 1912 traten achtzehn Mitglieder aus dem Club aus, sodass die LIA beim nachfolgenden 50-jährigen Jubiläum nur 52 Mitglieder zählte.
Trotzdem hat die LIA das 50. Bestandsjubiläum am 13. Dezember 1913 in den Räumen des Hotels Bristol unter Präsident Ing. August Lenz würdig gefeiert. Victor Silberer, ein Mentor des österreichischen Sportes, hielt eine Rede, in der er auf die tonangebende Rolle der LIA hinwies und mahnte, dass sich die LlAnesen nicht verleiten lassen mögen, die Flinte ins Korn zu werfen. Er sehe in Zukunft bessere Zeiten für unsere LIA herankommen und beschwor besonders die Jugend, in ihren Bemühungen nicht nachzulassen.
Unter Führung des neuen Präsidenten Theo Zasche ging es weiter aufwärts. Doch da krachten die Schüsse von Sarajewo, der 1.Weltkrieg begann. Bereits am 1. August 1914 mussten wir unser Bootshaus dem Militär zur Verfügung stellen. Über vier Jahre lang war es uns entzogen. Dankenswerterweise fanden wir in dieser Zeit Unterkunft beim Wiener Ruderclub "Donau". 16 Mitglieder mussten einrücken, einen Sportbetrieb gab es praktisch nicht mehr.
Die LIA in den Jahren der Ersten Republik 1918 bis 1938
Als wir 1918 das Clubhaus wieder übernehmen konnten, war es in desolatem Zustand. Eine zugesagte Entschädigung von 36 000,-- Kronen haben wir nie erhalten. Ein großer Teil der Mitglieder war verloren gegangen, nur mehr dreißig hielten treu zur blauen Flagge. Mit Theo Zasche waren es die Familien Godina und Catasta, die mutig mit dem Aufbau begannen.
Wie schwierig es unmittelbar nach dem Ende des Ersten Weltkrieges war, bezeugt ein Satz aus dem Jahresbericht. „Die Not hat auch uns beten gelehrt, denn wir mussten uns entgegen unseren hergebrachten Gewohnheiten einschränken, bis zu einer Grenze, die unsere früheren Mitglieder wohl nie für möglich gehalten hätten.“
Der Rudersport begann wieder zu florieren, und 1920 wurden die 1. Österreichischen Meisterschaftsrennen nach dem Krieg ausgetragen. Bereits 1923 konnte die LIA mit A.Weidler und E.Draxelmayr im Zweier ohne Steuermann die Meisterschaft gewinnen. Im Jahr davor war unser Ehrenmitglied und Präsident Theo Zasche gestorben. R. Catasta sen. übernahm die Clubführung, trat diese 1925 bis 1927 an Dr. R. Petrasch ab und wurde von 1928 bis 1939 wieder LIA-Präsident.
Der Grundstein für sportliche Erfolge war, dass die Trainer Willy Ulrich, und nach dessen tödlichem Unfall Arno Breitmeier, beide vom Berliner Ruderclub, zur LIA kamen. An dieser Stelle sei auch unseres Ehrenmitglieds J.K. Auracher, des Trainers und Oberbootsmannes der glorreichen 80-er-Jahre, gedacht, der 1930 verstorben ist.
Bereits 1929 hatten wir wieder Erfolge bei den Jungmannen[1] und Junioren im Achter, Zweier und Einer. Bei der 46. Wiener Inter-nationalen Ruderregatta konnten wir nach vierzig Jahren wieder einen Senioren-Achter gewinnen. 1931 kam dann der Durchbruch. Die LIA siegte bei der Österreichischen Meisterschaft in Velden im Vierer ohne Steuermann und in Renngemeinschaft mit Donauhort im Achter. Mit 17 Siegen, darunter zwei Meistertiteln, war 1931 ein Rekordjahr.
Im Jahre 1932 stellten sich 30 LIAnesen Trainer Arno Breitmeier zur Verfügung. Bei der Großen Wiener Internationalen Regatta wurde der 2. Senioren-Achter gegen Hungaria und Pannonia Budapest gewonnen, was gleichzeitig der 100. Sieg der LIA war. Mit dem Sieg im Achter bei der Österreichischen Meisterschaft war dies die Krönung dieser Saison.
Arno Breitmeier wurde 1933 in die deutsche Reichssportführung berufen, sodass nun G. Schmalz und Dr. Maschek bis 1934 das Training leiteten. In dieser Zeit startete die LIA in Györ, Lundenburg, Budapest, Como, Passau und an den österreichischen Regatten in Wien und auf dem Wörthersee. Dabei konnten 7 bzw. 12 Siege in Vierer- und Achterrennen errungen werden.
Das 70-jährige Jubiläum wurde 1933 im Hotel Sacher gefeiert. Die LIA zählte damals 93 Mitglieder und war eine festgefügte Gemeinschaft.
Mit Otto Bachheimer hatte die LIA wieder ein Sculler-Talent, und dieser konnte gemeinsam mit Europameister Tonschi Kopecky (Normannen) einige beachtliche internationale Siege errudem. H. Breitmeier hat 1935 das Training übernommen. Leider zeigte sich 1936, dass die Linzer Ruderer doch die Schnelleren waren, und manche Hoffnung auf die Teilnahme bei den Olympischen Spielen in Berlin zerrann. Unser Club hatte aber damals die Kraft, Skirennen in Türnitz und auf dem Semmering durchzuführen, das Bootshaus in Nußdorf auszubauen und den Klinkerachter „Greifenstein“ anzukaufen.
Der „alte Vater“, wie sich Direktor Catasta von seinen jungen Kameraden gerne nennen ließ, und einige andere Mäzene hatten es zuwege gebracht, Tom Sullivan, den Coach des Berliner Ruderclubs, der mehrmals Olympia-Sieger trainiert hatte, als Trainer zur LIA zu bringen. „Tom“ oder „Mister“, wie er von allen ehrerbietig genannt wurde, war ein Wahrzeichen des Ruderns in Wien. Mit großer Begeisterung haben sich viele bei „Tom“ zum Training gemeldet, unter anderen auch Österreichs Meister Josef Hasenöhrl vom RV Ellida. M. Loukotsky und J. Winkler konnten bereits im ersten Jahr den österreichischen Meistertitel im Zweier ohne Steuermann für die LIA erkämpfen. Siege im Vierer rundeten in diesem Jahr die Erfolgsliste ab.
Doch 1938 war ein politisch ereignisreiches Jahr. Unsere Heimat war in unversöhnlich kompromisslose Lager geteilt. Eine wirtschaftliche Krise nach der anderen hat Österreich an den Rand des Abgrundes gebracht, und so konnte Hitler-Deutschland mit Hilfe des Nationalsozialismus den „Anschluss“ Österreichs herbeiführen.
[1] Damals galt eine andere Klasseneinteilung: Bis 18 Jahre „Jugendliche“, danach „Jungmannen“, mit zwei Siegen „Junioren“, nach weiteren vier Siegen „Senioren“.